Die SPD Mittelfranken trauert um ihre frühere Europaabgeordnete und AsF-Bezirksvorsitzende Lissy Gröner. Viele von uns haben mit dem Tod von Lissy eine liebenswerte Freundin verloren, die immer aufrecht und authentisch für unsere Grundwerte und unser Selbstverständnis eingetreten ist und uns für persönlichen Austausch und Rat zur Seite stand. Sie verstarb viel zu früh im Alter von nur 65 Jahren in der Nacht vom 8. auf den 9. September nach langem Kampf mit ihrer schweren, heimtückischen Krankheit.
Lissy Gröner gehörte 48 Jahre der SPD an. Am 31. Mai 1954 in Langenfeld geboren, trat sie dort 1971 in die SPD ein und engagierte sich mit den Jusos in der neuen Friedensbewegung und für den „Aufbruch in eine neue, gerechtete Welt“. Lissy Gröner brachte sich zunächst als Ortsvereinsvorsitzende, dann als Kreisvorsitzende, im Unterbezirk und Bezirk sowie im Landesvorstand und schließlich auch im Bundesvorstand für die Ziele der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (AsF) ein. Sie war mittelfränkische AsF-Bezirksvorsitzende von 1999 bis 2004. In den AsF-Bundesvorstand wurde sie erstmals 1994 auf der Bundeskonferenz in Nürnberg gewählt und gehörte ihm bis zum Jahr 2010 an. Daneben vertrat sie die SPD viele Jahre als Vizepräsidentin im Vorstand der Sozialistischen Fraueninternationale und engagierte sich in der Entwicklungszusammenarbeit, immer auch mit einem besonderen Blick auf die Frauen.
Lissy Gröner hat den Mittelfränkischen Frauenförderplan entwickelt und ihn mit der damaligen Bezirksvorsitzenden Christa Naß erfolgreich für die SPD Mittelfranken etabliert, später auch für ganz Bayern. Zusammen mit der ihr nachfolgenden Vorsitzenden der AsF Mittelfranken Amely Weiß, mit Horst Schmidtbauer und mit Karl Lauterbach hat sie unter anderem erreicht, dass Brustkrebs zu den 5 Main Diseases Deutschlands gezählt wurde und daraufhin das Screening für Frauen ab 50 eingerichtet wurde.
Von 1989 bis 2009 war Lissy Gröner für die SPD Mitglied des Europäischen Parlaments und vertrat ihre Heimat Mittelfranken in Brüssel. Zwei Jahrzehnte engagierte sich besonders im Frauenrechtsausschuss, war Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung sowie stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss. Mit großer Leidenschaft setzte sie sich unter anderem für das Daphne-Programm der EU ein, das Frauen und Kinder vor Gewalt schützen soll. Sie war Mitglied der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung zwischen den Staaten Afrikas, des Karibischen Raumes und des Pazifischen Ozeans und der Europäischen Union (AKP-EU), Vizepräsidentin der Interfraktionellen Gruppe „Gay and Lesbian Rights“, Koordinatorin für die Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Europas im Ausschuss für die Rechte der Frau und Chancengleichheit sowie Frauenpolitische Sprecherin der SPE-Fraktion und Vizepräsidentin der „Children's Alliance“. Sie gehörte der Interfraktionelle Gruppe Tibet sowie der Interfraktionelle Gruppe Reproduktive Gesundheit, war Stellvertreterin im Haushaltsausschuss und Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten.
Lissy Gröner war Politikerin mit Leib und Seele. Sie war immer wieder Impulsgeberin für die SPD und insbesondere für die SPD Frauen und verkörperte mit ihrem Leben ein Stück Emanzipationsgeschichte. Ihr Einsatz für Gleichberechtigung und gegen Gewalt haben unzählige Menschen in der SPD und darüber hinaus inspiriert. Ihrem Kernsatz „Kinderrecht ist Menschenrecht“ hat sie weit über Mittelfranken und Europa hinaus Geltung verschafft. Sie setzte sich für die Rechte von Homosexuellen auf europäischer und internationaler Ebene ein, kämpfte gegen Gewalt gegen Frauen, gab Frauen überall auf der Welt eine Stimme. Sie verkörperte internationale Solidarität.
Die mittelfränkische SPD hat Lissy Gröner viel zu verdanken. Unser tiefes Mitgefühl gilt ihrer ganzen Familie. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren und verabschieden uns in Hochachtung und voller Dankbarkeit. Wir werden ihren Kampf um Frauenrechte und Gleichstellung in ihrem Sinne fortführen.
Carsten Träger
SPD Bezirksvorsitzender
Cornelia Spachtholz
AsF Bezirksvorsitzende