27. September 2015
Gemeinsam haben SPD Mittelfranken und der SPD-Kreisverband Erlangen bei einer Festveranstaltung im Redoutensaal den Karl-Heinz-Hiersemann-Preis 2015 an insgesamt 5 Gruppen von Schülerinnen und Schülern verliehen.
Festredner Franz Müntefering schlug einen Bogen von der aktuellen Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen zu den Erfahrungen der Sozialdemokratie. Sie lehrten, dass Demokratie und Freiheit über eine lange Zeit erkämpft werden müssten und keineswegs „vom Himmel fielen“. Und die deutsche Geschichte zeige, wie schnell Menschen zur Flucht gezwungen und auf die Aufnahme und Hilfe durch andere angewiesen sein könnten. Es sei daher ein Gebot der Solidarität, nun Menschen zu helfen, die aus Not nach Deutschland kämen – auch wenn dies natürlich Herausforderungen und Anstrengungen bedeute.
Wichtig sei dabei auch, so Müntefering, sich dem Rechtsradikalismus deutlich entgegenzustellen. Hier müssten „alle Vernünftigen“ in der Gesellschaft zusammenstehen, für Intoleranz dürfe es keine Toleranz geben. Mut mache dabei die große Zahl von Menschen, die sich engagierten. Dazu gehörten auch die Jugendgruppen, die mit dem Karl-Heinz-Hierseman-Preis ausgezeichnet würden. Müntefering ordnete dieses Engagement auch mit einem Zitat von Karl Richter ein, einem Sozialdemokraten, den er an seinem hunderten Geburtstag geehrt habe. Dieser habe ihm damals gesagt: „Du musst das Leben so nehmen wie es kommt. Aber du darfst es nicht so lassen.“ In genau diesem Sinne handelten auch die ausgezeichneten Gruppen.
Der Karl-Heinz-Hiersemann-Preis wird in Erinnerung an den langjährigen Erlanger Landtagsabgeordneten, Vorsitzenden der SPD Erlangen und des SPD-Bezirks Franken, Karl-Heinz-Hiersemann verliehen. Mit ihm wird die Arbeit von Kindern und Jugendlichen aus Mittelfranken gewürdigt, die sich besonders für eine lebendige Demokratie, gegen Rechtsradikalismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus eingesetzt haben. In diesem Jahr wurden ausgezeichnet:
- Klasse 9b des Gymnasiums Herzogenaurach: Szenische Lesung (1. Preis)
Mit der Ausarbeitung einer „Szenischen Lesung“ setzte sich die Klasse intensiv mit den Folgen der Naziherrschaft auseinander: „Wir wollen die verheerenden Folgen aufzeigen, welche entstehen, wenn Menschen wegen ihrer Andersartigkeit diskriminiert und verfolgt werden.“
- AG Menschenrechte des Sigmund-Schuckert-Gymnasiums in Nürnberg: Kriegsgewalt und Menschenrechte (geteilter 2. Preis)
Die Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 13 und 17 Jahren haben in Kooperation mit dem Partnerschaftsverein Charkiv-Nürnberg e. V. einen Schüleraustausch initiiert und gemeinsam an dem Projekt „Kriegsgewalt und Menschenrechte“ gearbeitet. Herausgekommen ist dabei eine umfangreiche zweisprachige Broschüre zu diesem Thema.
- Peer-guides des Gymnasium Eckental: Ortsführungen für Gleichaltrige (geteilter 2. Preis)
Die Schülerinnen und Schüler haben sich zu Ortsführern für Gleichaltrige ausbilden lassen und führen Rundgänge durch. Im Rahmen dieser Rundgänge wird über das frühere jüdische Leben im Ort informiert: „Es macht viel mehr Sinn vor der eigenen Haustüre die Spuren ehemaliger Bewohner und deren verbrecherische Festnahme oder Verladung zu entdecken, als alles nur im Geschichtsbuch zu lesen“, so die Schülerinnen und Schüler.
- Video-Gruppe der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule in Neustadt/Aisch: Filmprojekt „Stolpersteine“ (3. Preis)
Vor der Haupttreppe des Schulzentrum gibt es fünf Stolpersteine, die an ehemalige jüdische Schülerinnen und Schüler erinnern. Die Videogruppe hat dies zum Anlass genommen einen sehr informativen, zwanzigminütigen Film über die Hintergründe und darüber, was aus diesen ehemaligen Mitschülern geworden ist, zu produzieren.
- Projektgruppe „Flüchtlinge – Willkommen! Geduldet? Abgelehnt?“, Wirtschaftsschule im Röthelheimpark/Erlangen (Sonderpreis der SPD Erlangen)
Neben der Schule sollen Unterkünfte für Flüchtlinge errichtet werden. Dies hat die Projektgruppe zum Anlass genommen, sich unter dem Motto „Flüchten ist kein Urlaub!“ intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen. Herausgekommen sind sehr gute thematische Plakate zu Flucht und Fluchtursachen sowie den Asylverfahren. Ergänzt wird das Projekt noch durch eine Internetseite und durch Aktivitäten in Facebook.
Bilder: Andre Karambatsos