Alle Menschen haben das Recht, sich in der Sexualität und in der Familienplanung selbstbestimmt und ohne Zwang entfalten zu können. Eigentlich. Denn in vielen Teilen der Welt ist das leider kaum möglich. Entwicklungsministerin Svenja Schulze rückt das Thema in den Fokus.
Vor wenigen Wochen hat Svenja Schulze ihre Strategie für eine feministische Entwicklungspolitik vorgelegt. Ein zentraler Teil ist die Stärkung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte. Was häufig als bloßes „Frauenthema“ abgetan wird, betrifft uns eigentlich alle. Darum ging es bei einer Dialogveranstaltung, zu der die Ministerin im April eingeladen hat.
Was genau hat es mit diesen Rechten auf sich? Stellen wir uns eine junge Frau in Tansania vor. Sobald sie ihre erste Periode bekommt, steht sie vor einem Problem: Kann sie sich die überteuerten Hygieneartikel nicht leisten oder gibt es keine angemessenen Sanitäreinrichtungen an ihrer Schule, muss sie zu Hause bleiben und den Unterricht verpassen. Gehört sie zu den zehn Prozent der Mädchen und Frauen im Land, die trotz eines gesetzlichen Verbotes Opfer einer Genitalverstümmelung werden, muss sie ab sofort mit erheblichen Schmerzen und gesundheitlichen Folgen leben. Noch bevor sie 18 Jahre alt ist, könnte sie schon verheiratet werden – so geht es einer von drei jungen Frauen in Tansania. Oder sie wird ungewollt schwanger. Auch das ist aufgrund fehlender Sexualaufklärung und des eingeschränkten Zugangs zu Verhütungsmitteln nicht unwahrscheinlich.
Diese Aufzählung ließe sich beliebig weiterführen – vom Verbot der Homosexualität über die Infektion mit Krankheiten bis hin zur Müttersterblichkeit. Eines haben die vielen Beispiele gemein: das fehlende Recht auf Selbstbestimmung. Immer wieder sind es andere Menschen – häufig Männer – oder fehlende Ressourcen, die über Frauen und ihre Körper entscheiden. Und das mit weitreichenden Konsequenzen, denn jedes dieser Ereignisse setzt eine Spirale in Gang. Zum Beispiel: Wer ungewollt schwanger oder früh verheiratet wird, bricht wahrscheinlich die Schule ab und fällt in die Abhängigkeit des Mannes. Das hat Auswirkungen auf die Gesellschaft im Ganzen. Wenn Frauen – und damit schließlich eine Hälfte der Bevölkerung – daran gehindert werden, sich frei zu entfalten und ihr Potenzial voll auszuschöpfen, bedeutet das auch: geringere Wirtschaftsleistung, weniger Ernährungssicherheit, schlechtere Regierungsführung.
Das hat Svenja Schulze bei der Dialogveranstaltung deutlich gemacht. Die Stärkung sexueller und reproduktiver Rechte ist deshalb ein Herzstück der feministischen Entwicklungspolitik.
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