Am 15. April wurden die letzten drei Atomkraftwerke, die sich in Deutschland noch in Betrieb befanden, vom Netz genommen. Über 20 Jahre nach seiner Vereinbarung ist der Atomausstieg damit vollzogen. Er bleibt richtig, egal mit welchen Märchen über die Energieversorgung die Union aus durchsichtigen Gründen Unsicherheit schürt.
Atomkraft ist nicht verlässlich, sondern unzuverlässig
Wie unzuverlässig Atomkraft heute ist, haben wir letztes Jahr in Frankreich gesehen. Über die Hälfte der Reaktoren dort mussten im Sommer stillgelegt werden – wegen technischer Mängel, Wartungsbedarf und vor allem Wassermangel. Es gab aufgrund einer Hitzewelle nicht mehr genug Wasser in den Flüssen, um die Reaktoren zu kühlen! Frankreich musste noch mehr Strom aus Erneuerbaren Energien aus Deutschland importieren als gewöhnlich, was zu den hohen Strompreisen in Deutschland beigetragen hat.
Atomkraft ist nicht sauber, sondern hochgiftig
Die deutsche Atomkraft wird am Ende 10.500 Tonnen hochradioaktiven und hochgiftigen Atommüll aus Brennelementen erzeugt haben, deren Lagerung voraussichtlich rund 27.000 Kubikmeter in Anspruch nehmen wird. Niemand weiß bisher, wo und wie diese toxische Hinterlassenschaft auf hunderttausende Jahre sicher gelagert werden könnte. Dazu kommen nochmals 300.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Laut Umweltbundesamt erzeugt Atomkraft zudem über den gesamten Lebenszyklus rund viermal soviel CO2 wie Photovoltaik und über zehnmal so viel wie Windenergie.
Atomkraft ist nicht günstig, sondern auf Ewigkeit teuer
Atomkraft war nie günstig – sie war für die Betreiber überhaupt nur wirtschaftlich und schien günstig, weil sie von Anfang an massiv subventioniert wurde. Die „versteckten Kosten“ etwa für die Lagerung des Atommülls wurden nie in den Strompreis eingepreist, sondern müssen von den Steuerzahlern bezahlt werden. Forschungsinstitute beziffern den wahren Preis einer Kilowattstunde Atomstrom auf 32-55 Cent, den von Windstrom dagegen auf 6, von Solarstrom auf 9 Cent.
Atomkraft ist nicht sicher, sondern eine Hochrisikotechnologie
Spätestens die Reaktor katastrophe von Fukushima hat 2011 gezeigt, dass auch vermeintlich sicherste Atomkraftwerke in Industrieländern im Extremfall anfällig sind – bei Naturkatastrophen, aber auch bei Terrorangriffen. Das hatte auch die Union schon mal erkannt: Markus Söder forderte 2011 deshalb den Atomausstieg bis 2020.
Atomkraft ist nicht für die Netzstabilität notwendig
Atomkraft hatte zuletzt noch einen Anteil von rund 6 Prozent an der deutschen Stromerzeugung. Die Bundesnetzagentur hat klar erklärt, dass die Versorgungssicherheit nicht gefährdet ist und die Netzbetreiber haben klargestellt, dass keine höhere Gefahr für einen Stromausfall besteht. Das größte Risiko für Stromversorgung und Netzstabilität ist die völlig verfehlte und verantwortungslose Energiepolitik von CSU und FW, die den Bau der nötigen Stromnetze und den Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv blockiert und behindert haben.
Die Behauptungen der Union sind losgelöst von allen Fakten, populistisch und rein wahltaktisch. Mit dem Märchen vom „billigen und sicheren Atomstrom“ will sie Wählerstimmen mobilisieren. Das wird nicht gelingen. Die Zeit der Atomkraft in Deutschland ist endgültig zu Ende – die Zukunft gehört jetzt den Erneuerbaren Energien. Diese Zukunft gestalten wir und sorgen für sicheren, sauberen und günstigen Strom.
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